Karl möchte zu Lebzeiten alles ordnen und hat der Munus Stiftung eine Wohnung gestiftet. Damit möchte er auch andere zum Nachahmen anregen.
Autor*innen: Beatrice Stude mit Karl
Abends ging der König oft durch die Straßen und blieb an den geöffneten Fenstern stehen und lauschte auf die Sorgen der Menschen: Eine Familie war verzweifelt, weil die Kuh keine Milch mehr gab, einer anderen war die Ziege verstorben. Beide Familien wussten nicht mehr, wie sie sich und ihre Kinder ernähren sollten. Der König veranlasste, dass die Familien eine Kuh beziehungsweise eine Ziege vor die Tür gestellt bekamen. In der nächsten Nacht ging er wieder durch die Straßen, blieb unter den offenen Fenstern stehen und freute sich, dass die vormals Verzweifelten wieder fröhlich waren. Diese arabische Geschichte erzählt mir Karl, er erinnert sich gern an sie und hat sie selbst ein stückweit als Vorbild genommen. Karl heißt im echten Leben nicht Karl, er möchte anonym bleiben – wie der Protagonist in der Geschichte.
„Ich brauch‘ ein fröhliches, glückliches und gesundes Umfeld,
damit es mir gut geht.“,
so begründet Karl sein Handeln. Für unser Interview spazieren wir durch seine Heimatgemeinde. Er grüßt immer wieder Menschen, teilweise bleiben wir auch kurz auf einen Plausch stehen. Karl ist jemand, der sich kümmert, das wird augenscheinlich, wie die Menschen auf ihn reagieren. Karl liebt das Landleben, er engagiert sich gern in der Gemeinde. In der Jugend draußen sein und mit anderen Baumhütten bauen, das war ganz seins. Das würde er sich für die heutigen Kinder, auch in der Stadt, wünschen. Bereits in den 1970er Jahren hat Karl einen Verein gegründet, um Jugendliche über eine Kurznummer kostenlos telefonisch und anonym über sinnvolle Freizeitmöglichkeiten zu informieren: Ein Vorreiter des heute vielfältigen Angebots an Service- Rufnummern und Online-Angeboten. Zur Erinnerung, die Anfänge des »Internets für alle« liegen in den 1990er Jahren, das erste Smartphone wurde 2007 vorgestellt. Darüber hinaus war und ist Karl in vielen Initiativen aktiv und hat immer wieder Kulturräume mit geschaffen oder unterstützt.
Das Geben ist das Eine, das Annehmen können das Andere: Oft stehen Stolz und Würde im Weg. Karl hat mit anderen Engagierten ein Vereinskonto angelegt, um diejenigen, die es brauchen, finanziell zu unterstützen, weil sie merkten, dass die Menschen sich schwer tun Geld von Freunden anzunehmen. Neben seinen Initiativen hat Karl schon immer gern bei Bauern gearbeitet, das macht er auch heute noch. Denn jahrzehntelang nur im Büro arbeiten war für ihn unvorstellbar. Das Tun in der Natur erdet und ist für ihn ein wichtiger Ausgleich.
Karl ist jetzt über 70 Jahre alt und möchte – wenn er einmal nicht mehr ist – alles geordnet hinterlassen. So ist es in seiner Familie eine gute Tradition. Sein runder Geburtstag gab den Anstoß und die Corona-Pandemie die Zeit, das Ordnen anzugehen: Daher hat Karl der Munus Stiftung eine Wohnung gestiftet. Er möchte, dass die Wohnung Menschen im Sinne der Stiftung dient, sie kann aber auch verkauft werden, wenn damit ein zweckmäßigeres Projekt der Munus Stiftung unterstützt wird. Als Stifter kann Karl, wenn er will, in den Aufsichtsrat der Munus Stiftung eintreten und die Geschicke der Stiftung mitgestalten. „Mit warmen Händen“ geben, noch sehen und sich mitfreuen können, wenn die Ziele der Munus Stiftung umgesetzt werden, war sein Beweggrund. Und, das gute Gefühl, dass das auch dann noch so sein wird, wenn seine Hände einmal erkaltet sind.