Wie funktioniert Solidarische Landwirtschaft?

Boris Gloger interviewt Lorenz Glatz

Man hat uns von klein auf eingetrichtert, dass Wirtschaft Wachstum bräuchte und der Markt sich selbst regeln würde. Nur ist unendliches Wachstum ein Paradoxon und die unsichtbare Hand des Marktes hat sich längst als Langfinger entpuppt. Vor dem Hintergrund von sozialer Ungerechtigkeit und einer drohenden Klimakatastrophe sind die Mechanismen der Marktwirtschaft, wie wir sie kennen, grundsätzlich zu hinterfragen.

Im Gespräch geht es um folgende drei Hauptthemen:

  1. Solawis lösen globale Probleme im kleinen Rahmen
  2. Gehälter können bedarfsbezogen festgelegt werden
  3. Das Modell der Solawis kann Vorbild für eine solarbasierte Energiewende sein

Das Grundprinzip der solidarischen Landwirtschaft ist denkbar einfach. Statt Kundschaft ist man Mitglied und verpflichtet sich für ein Jahr, einen Anteil an der Ernte zu übernehmen und dafür einen Mitgliedsbeitrag zu leisten. Bei einer guten Ernte habe ich mehr Auswahl, bei einer schlechten weniger. Damit muss ich klarkommen. Dadurch passiert etwas Wesentliches: „Das Ausfallrisiko übernimmt die Person, die das Lebensmittel isst, nicht der Landwirt“, erklärt Lorenz Glatz. Die anfallenden Produktionskosten für das gesamte Erntejahr werden im Vorhinein gedeckt.

Während sich manche Solawis über fixe Mitgliedsbeiträge finanzieren, geht Ouvertura einen anderen Weg, wie Lorenz Glatz näher erläutert: „Wieso sollen Menschen, denen es finanziell nicht so schlecht geht, genau so viel beitragen wie die alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern? Das ist eigentlich nicht einzusehen.“ Als Mitglieder bestimmen wir daher selbst, wie viel wir beitragen können. Es gibt keinen fixen Preis, sondern nur die zu deckenden Jahreskosten (Gehälter, Sprit für Traktoren usw.), für die wir gemeinsam aufkommen müssen. Damit geht die Solawi ein globales Problem im kleinen Maßstab an: „Wir lösen auf, dass sich Menschen das Lebensmittel nicht leisten können, indem wir sagen: Nein, wir wollen keinen Preis. Du trägst bei, was du kannst.“

Aus einer marktwirtschaftlichen Perspektive heraus klingt das zunächst irrwitzig. Bei Ouvertura funktioniert dieser Zugang aber seit 5 Jahren, weil die Solawi in ihrer Mitgliederzahl überschaubar strukturiert ist. Man redet miteinander, man kennt sich. Durch die Kleinteiligkeit werden Dinge möglich, die am Markt undenkbar sind.

Das ganze Interview und weitere spannende Gespräche kann man sich hier anhöre oder im Video ansehen. Viel Vergnügen!